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Viele Begriffe und Angebote werden für Sie neu oder ungewohnt, eventuell sogar mit einer skeptischen Grundhaltung belastet sein. Um den Einstieg für Sie zu erleichtern, haben wir eine ganze Reihe von Einführungsgruppen und Informationsveranstaltungen vorgesehen, die gerade in der ersten Zeit Ihrer Behandlung häufig in Ihrem Therapieplan stehen.

Zur Ergänzung dieser Informationsveranstaltungen geben wir Ihnen mit diesem „Klinikwörterbuch“ die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt häufig gebrauchte Begriffe nachzuschlagen und dadurch besser zu verstehen. Es geht hierbei nicht darum, dieses Klinikwörterbuch als Ganzes durchzulesen. Das wäre sicher zu viel. Sie können jedoch, wann immer Ihnen ein Begriff unbekannt ist, an dieser Stelle nachschlagen.

Klinikwörterbuch der Gelderland-Klinik

A

Achtsamkeit

Viele Übungen zur Achtsamkeit stammen ursprünglich aus der buddhistischen Tradition. Achtsamkeit meint die bewusste und nicht wertende Wahrnehmung der Gegenwart. Die Aufmerksamkeit wird bewusst auf den gegenwärtigen Moment, auf das Hier und Jetzt gelenkt. Ich beobachte nur, wie mit dem unvoreingenommenen Blick eines Kindes, ohne zu bewerten. Ablenkungen, z. B. durch Gedanken, werden wahrgenommen und man kehrt dann wieder zum gegenwärtigen Augenblick zurück. Es gibt formelle Übungen (Achtsamkeitsmeditationen) und informelle Übungen (alltägliche Routine-Tätigkeiten achtsam durchführen, als wäre es das erste Mal).


Alkohol und Drogen

Wir erwarten für einen aussichtsreichen Erfolg der Behandlung von Ihnen, während der Rehabilitation auf die Einnahme von Alkohol zu verzichten und das nicht nur in der Behandlungszeit, sondern auch an den Abenden und den Wochenenden. Bei Patientinnen und Patienten, bei denen aus der Krankheitsgeschichte bereits ein missbräuchliches Verhalten im Umgang mit Alkohol und Drogen bekannt ist, bei denen auch entsprechende Belastungen und soziale/persönliche Schäden aus diesem Konsum vorliegen, wird das Einhalten von durchgängiger Abstinenz während der Rehabilitation im Umgang mit Alkohol und Drogen noch bedeutsamer. In Einzelfällen verabreden wir dann mit Ihnen, dass wir die Einhaltung dieser Regel mit Ihrem Einverständnis unangekündigt kontrollieren. Dies machen wir nicht, weil wir Ihnen nicht vertrauen, sondern weil wir wissen, dass ein erheblicher und beziehungsschädigender Teil von Suchterkrankungen Heimlichkeiten und Unwahrheiten sind.


Anwesenheit

Die Rentenversicherung gestattet nur bei Versterben eines Verwandten ersten Grades ein Fernbleiben von der Rehabilitation. Wir haben von unserer Seite hier Ausnahmen beschrieben, die in allen Einzelfällen mit dem Therapeuten abgesprochen werden müssen. Abwesenheiten, weil etwa der Schornsteinfeger kommt, oder weil eine Bestellung angenommen werden muss und ähnliche Fälle, werden von uns nicht respektiert.

Für den Fall, dass Sie einen Facharzt während der Reha aufsuchen müssen, gelten folgende Vorgaben: Sprechen Sie den Termin mit Ihrem Bezugstherapeuten hier in der Reha ab. Bitte legen Sie den Termin nicht in die Behandlungszeit (8.00-16.30 Uhr).


Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit

Diese beiden Begriffe sind zunächst sozialmedizinische Konstrukte und haben damit bürokratische Bedeutung. Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit sind nicht gleichbedeutend mit den Eigenschaften „krank“ oder „gesund“. Nach Aaron Antonovsky gibt es diese zwei Zustände in Reinheit gar nicht. Es gibt nur „mehr oder weniger krank“, oder „mehr oder weniger gesund“. Nach Antonovsky bewegen wir uns hinsichtlich dieser beiden Pole auf einem Kontinuum und sind zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens mal mehr und mal weniger krank bzw. gesund.

B

Basisbedürfnisse

Wir unterscheiden insgesamt vier psychische Basisbedürfnisse: Bindung, Autonomie (Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle), körperliches Wohlbefinden (Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung) und Selbstwerterhöhung. Optional wird als fünftes Bedürfnis das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit beschrieben. Wer in der Lage ist, in unserer komplexen sozialen Welt diese Bedürfnisse befriedigend umzusetzen, wird eher in der Lage sein, ein erfüllendes und bezogenes und damit häufig auch gesundes Leben zu führen. Wem dies (aus welchen Gründen auch immer) nicht gelingt, wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit psychisch krank. In der hiesigen Behandlung darf es darum gehen, Ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, zu befriedigen und dabei positive korrigierende Erfahrungen zu machen.


Begutachtung

Als Rehabilitationseinrichtung haben wir nicht nur die Aufgabe, Ihnen ein gutes Behandlungskonzept anzubieten. Wir haben auch die Aufgabe, während dieser Behandlung Ihre Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Rentenversicherungen und Sozialgerichte beziehen sich in ihren Entscheidungen auf die Einschätzungen, die wir im Entlassbericht darstellen. Er stellt ein sozialmedizinisches Gutachten dar. Diese Einschätzung bedeutet nicht automatisch, dass Ihnen deswegen nachher Sozialleistungen zugesprochen oder verwehrt werden. Hier behalten sich die nachfolgenden Instanzen das Recht vor, dies selber zu entscheiden. Rehabilitationsärzte sind nur „Zuarbeiter“. Die Entscheidungen werden in der Regel von sozialmedizinisch ausgebildeten Juristen vorgenommen.


Behandlungsauftrag

Therapieerfolg in der Psychosomatik stellt sich immer nur dann ein, wenn Betroffene eigenverantwortlich an ihren Therapiezielen arbeiten. Veränderung, Genesung, konstruktives „Abarbeiten von Baustellen“ hat unmittelbar etwas damit zu tun, ob Sie das auch wollen und hierfür einen Behandlungsauftrag geben. Ohne Auftrag von Ihnen und ohne Ihr Engagement wird nicht viel passieren. Wir sprechen Sie regelmäßig darauf an, ob wir einen Behandlungsauftrag von Ihnen haben und ob Sie uns autorisieren, mit Ihnen zu arbeiten. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass ein einmalig von Ihnen ausgesprochener Behandlungsauftrag noch lange nicht in jeder Situation Gültigkeit hat. Gerade unangenehmen Schritten weichen Menschen gerne aus, was in solchen Situationen zu einem eingeschränkten Auftrag Ihrerseits führen kann. Wenn wir Sie fragen, ob wir noch einen Behandlungsauftrag haben, machen wir das, um situativ abzuklären, ob wir noch in Ihrem Sinne mit Ihnen gemeinsam handeln.


Berufliche Rehabilitation

Unser Sozialsystem sieht vor, dass Menschen, deren Arbeits- und Leistungsfähigkeit gefährdet ist, in vielerlei Hinsicht Unterstützung in Anspruch nehmen können, um das zu verhindern. Diese sozialgesetzgeberisch festgelegten Leistungen werden auch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) genannt. Es handelt sich um Qualifizierungsmaßnahmen (Umschulungen, Nachqualifizierungen) oder Integrations-maßnahmen, die dazu führen sollen, dass Sie wieder eine Arbeit finden und/oder dass Sie Fähigkeiten ausbilden, die in der Arbeitswelt gefragt sind. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) werden in Berufsförderungswerken (BfW) und in Berufstrainingszentren (BTZ), aber auch in anderen Institutionen angeboten. Nicht alle Patient*innen kommen für eine LTA infrage, weil es Zugangsvoraussetzungen gibt (z. B. Alter, Umfang der Maßnahme u. Ä.). Wenn wir es gemeinsam mit Ihnen als einen guten weiteren Weg ansehen, empfehlen wir die Durchführung von LTA im Reha-Entlassbericht. Diese Empfehlung bedeutet aber nicht, dass die Leistung auch vom zuständigen Sozialträger genehmigt wird. Das wird an anderer Stelle entschieden. Eine Empfehlung der Rehabilitationseinrichtung ist aber eine gute Voraussetzung für eine spätere mögliche Genehmigung.


Bezugstherapie

Sie bekommen zu Beginn der Behandlung einen ärztlichen oder psychologischen Bezugstherapeuten zugeteilt. Ihre Bezugstherapeutin oder Ihr Bezugstherapeut stellt den Therapieplan gemäß Ihren Zielen zusammen und führt die Einzel- sowie Gruppentherapien mit Ihnen durch. Je nach Fortschreiten des Genesungsweges kann der Therapieplan den sich verändernden Bedingungen angepasst werden. Dies wird in den Einzeltherapien, die einmal pro Woche stattfinden, abgesprochen. In Ausnahmefällen (Urlaub oder Erkrankung Ihres Therapeuten) kann es kein geplantes Einzelgespräch während der Woche geben. Alle Bezugstherapeuten haben eine offene Sprechstunde, sodass auch in Vertretungszeiten Begegnung und Austausch möglich ist.

C

Co-Abhängigkeit

Wir haben in den letzten Jahren immer wieder beobachtet, dass unsere Patient*innen mit zwei wichtigen Fähigkeiten enorme Schwierigkeiten haben: Zum einen ist das die Fähigkeit, um Hilfe und Zuwendung zu bitten. Zum anderen geht es um die Fähigkeit, sich in angemessener Weise hinsichtlich anderer Menschen abzugrenzen. Weiterhin haben wir die Beobachtung gemacht, dass viele unserer Patienten „Kinder aus suchtkranken Familien sind“. Dies bedeutet, dass wichtige Bezugspersonen mit psychotropen Substanzen (Alkohol, Medikamente, Drogen), Essstörungen oder anderen selbstschädigenden Verhaltensweisen zu tun hatten. Das drückt sich häufig in einer bestimmten Art des familiären Miteinanders und der Beziehungsgestaltung aus. Aus diesen Bedingungen entsteht ein Erlebens- und Verhaltensmuster, das wir „Co-Abhängigkeit“ nennen. Dieses Erlebens- und Verhaltensmuster führt bei vielen Menschen unbehandelt zu depressiven Zuständen und einer oft umfangreichen Vernachlässigung der Umsetzung der vier Basisbedürfnisse. Wir haben in unserer Einrichtung zu dem Thema der Co-Abhängigkeit eine störungsspezifische Gruppentherapie entwickelt.

D

Dysfunktionaler Interaktionszirkel

Dieses Wortungetüm beschreibt den sehr interessanten Zusammenhang zwischen unseren inneren Einstellungen und Mustern und deren Wirkung auf unser Leben: Unsere Einstellungen haben vielfach eine handlungsleitende Wirkung. Das bedeutet, dass wir durch die inneren Einstellungen in sozialen Zusammenhängen ein Verhalten entwickeln, dass wiederum von den Mitmenschen durch jeweils eigenes Verhalten beantwortet wird. In dem Verhalten der anderen bestätigt sich dann die ursprüngliche eigene Einstellung. Das war jetzt sehr theoretisch. Ein Beispiel, dass diesen Zusammenhang sichtbarer macht, könnte das Folgende sein: Wenn ich der Ansicht bin, dass ich nicht liebenswürdig bin und nur wenig kann, dann werde ich in sozialen Situationen eine eher zurückhaltende, unsichere Rolle einnehmen. Dies führt dann dazu, dass meine Mitmenschen mich als „schüchtern“ oder „distanziert“ wahrnehmen und davon ausgehen, dass ich keinen Kontakt möchte. Sie ziehen sich von mir zurück, sodass meine Wahrnehmung, dass ich nicht liebenswürdig bin, bestätigt wird und sich verfestigt. Hierdurch entsteht der ungünstige (dysfunktionale) Interaktionszirkel, der depressive Symptomatiken verstärkt oder aufrechterhält.

G

Gesundheit und Krankheit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen „Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“ und nicht allein als „das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“. Diese Definition ist ein wenig verwirrend, weil sie nicht mit der Realität unseres Lebens vereinbar ist. Wir haben alle Schwachstellen, seien sie körperlicher, seelischer oder sozialer Art. Wir haben alle genetisch vorbestimmte oder auch biografisch erworbene Wunden und Einschränkungen. Die WHO- Gesundheitsdefinition führt dazu, dass man sich und seinen Gesundheitszustand im Vergleich zu der Definition als defizitär erlebt. Sie beschreibt einen kosmischen Zustand, der mit dem Leben nicht vereinbar ist, und weckt Sehnsüchte, gegebenenfalls sogar Ansprüche an das eigene Gesundheitserleben, die nicht existieren. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, dass wir viel Geld in Gesundheit investieren, ohne gesünder zu sein. Eine andere Definition für Gesundheit könnte sein, dass darunter die Zeiten verstanden werden, in denen wir jenseits unserer körperlichen und seelischen Leiden Spielräume haben, in denen wir hilfreiche Beziehung leben, gute Arbeit verrichten und Freude an uns und anderen in der Freizeit haben. Je nachdem für welche Art der Definition von Gesundheit ich mich entscheide, fange ich an, die mir zur Verfügung stehende Gesundheit als solche zu genießen und dafür dankbar zu sein, oder an dem, was mir vermeintlich fehlt, zu leiden.


Gruppentherapie

Kein Angebot aus unserem Haus wird vorab so skeptisch betrachtet wie die Gruppentherapie. Bei der Beendigung der Reha geben jedoch über 95 % unserer Patient*innen an, dass die Gruppentherapie für sie das hilfreichste und beste Angebot während der gesamten Behandlung war. Aus diesem Grund möchten wir Sie ermutigen, das Konzept der Gruppentherapie offen und neugierig auszuprobieren. Fragen, Sorgen und Ängste können Sie mit der behandelnden Therapeutin oder dem behandelnden Therapeuten, aber auch direkt mit den entsprechenden Gruppenmitgliedern besprechen. Die Wirkfaktoren von Gruppentherapie sind sehr vielfältig: Es geht um Austausch, um das Erleben von Zusammengehörigkeit, Erlernen von Bewältigungsstrategien, soziales Kompetenztraining, Ängste überwinden, Wahrnehmung von eigenen Ressourcen, Spiegelung eigener Anteile, Anregung für heilsame Denkprozesse und vieles mehr.

H

Handy

Mobiltelefone haben während der Therapien und Behandlungen grundsätzlich auf lautlos geschaltet zu sein. Es gibt bei dieser Regel nur sehr wenige Ausnahmen: Alleinerziehende Eltern, die ihre kleinen Kinder an diesem Tag nicht optimal versorgt wissen, oder bei schwerwiegenden Notlagen, wenn ein dringender Rückruf zu erwarten ist. In diesen Fällen muss das Handy auf Vibration geschaltet werden. In unseren Therapiegruppen werden vielfach sehr sensible und auch emotionale Themen gemeinsam bearbeitet. Es ist auch in Ihrem Interesse, dass diese wichtigen Prozesse nicht gestört werden.


Hydrotherapie

Die Hydrotherapie oder Wassertherapie gehört zu den Naturheilverfahren. Darunter ist die Behandlung mit Wasser in Form von Güssen, Wickeln und Bädern gemeint. Diese Reize setzen gesundheitsfördernde Regulationsmechanismen des vegetativen, unbewussten Nervensystems in Gang. Fehlgesteuerte Funktionen des Körpers werden so positiv beeinflusst.

I

Integratives Therapiekonzept

In der Gelderland-Klinik finden Sie ein integratives Therapiekonzept. Integrativ bedeutet dabei, dass wir aus wissenschaftlich fundierten Verfahren und Methoden aus verschiedenen heilsamen Sparten - darunter die Psychotherapie, die somatische Behandlung, Naturheilkunde, Kreativtherapie, Ergotherapie, Physiotherapie, Ernährungstherapie, Sozialberatung und vielen weiteren Bereichen - ein Behandlungskonzept erstellt haben, was über viele Jahre ergänzt und optimiert wurde, um Ihnen ein bestmögliches Behandlungsangebot machen zu können. Wir sprechen von einem multimodalen und multiprofessionellen Ansatz und legen Wert darauf, dass die unterschiedlichen Methoden gleichberechtigt miteinander und nebeneinander Anwendung finden. Ziel ist, jeder einzelnen Patientin und jedem einzelnen Patienten genau die Behandlung zukommen zu lassen, die für ihn / sie hilfreich und genesungsfördernd ist. Jede Patientin, jeder Patient bekommt einen individuell abgestimmten Therapieplan.

L

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA)

siehe Berufliche Rehabilitation

M

Meditationen

Bei der Meditation geht es darum, den gegenwärtigen Augenblick wahrzunehmen, indem ich mich auf ein Objekt der Aufmerksamkeit konzentriere, einen kleinen Schritt zurücktrete und die Inhalte des Erlebens gleichsam aus der Perspektive eines inneren Beobachters betrachte. Ich bemerke meine Gedanken und Gefühle, aber ich lasse mich nicht von ihnen vereinnahmen, sondern konzentriere mich auf ein Meditationsobjekt (z. B. den Atem).


Menschenbild

Das Menschenbild, das unserem Therapiekonzept zugrunde liegt, ist das der humanistischen Psychotherapie. Im Wesentlichen geht dieses Menschenbild davon aus, dass jeder von psychosomatischem Leid Betroffene zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeiten für Lösung und Genesung in sich trägt. Die Behandlung, die therapeutischen Methoden, die therapeutische Begegnung hat die Aufgabe, die bereits vorhandene Lösung, die bereits vorhandenen Ressourcen „ans Licht“ und in das Leben zu bringen. Weiterhin beinhaltet das humanistische Menschenbild die in jedem Individuum vorhandene Tendenz, sich in diesem Leben zu finden, seinen eigenen Weg zu gehen, sich hierbei zu entfalten und Begabungen und Talente zu entwickeln, erfüllende Beziehungen einzugehen und in einem intensiven und emotional ernährenden Kontakt zu den Menschen des unmittelbaren und erweiterten Umfeldes zu stehen.


Mind-Body-Medizin

Der traditionell verwendete Begriff der Ordnungstherapie als ein wichtiger Bereich der klassischen Naturheilkunde weist auf das naturheilkundliche Grundprinzip eines geordneten Lebens hin. Die moderne Naturheilkunde verwendet dazu den Begriff Mind-Body-Medizin. Damit ist das Zusammenspiel von Geist, Psyche, Körper und Verhalten gemeint mit dem Ziel, die Selbstheilungskräfte und einen gesundheitsfördernden Lebensstil im Alltag zu stärken. Von zentraler Bedeutung ist dabei der bewusste Umgang mit Stress. Die Ursprünge der Mind-Body-Medizin liegen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Nordamerika. Sie entstammen der Forschung zur Stressreaktion des Körpers und zur Stressbewältigung. Dabei fand man heraus, dass meditative und achtsamkeitsbasierte Verfahren hocheffektiv sind und durch sie die Fähigkeiten zur Stressbewältigung zunahmen. Mittlerweile konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass Achtsamkeit und Meditation Stress verringern, Mitgefühl und Belastbarkeit erhöhen, mit positiven Veränderungen im Gehirn einhergehen und beim Umgang mit chronischen Schmerzen, Angstzuständen, Depressionen und bei weiteren psychischen Erkrankungen helfen können.


Mitwirkung

Eine Rehabilitation kann nur erfolgreich sein, wenn Sie aktiv daran mitwirken. Das beste Therapiekonzept dieser Welt erscheint sinnlos und kann nie zu einem guten Rehabilitationsergebnis führen, wenn Sie nicht aktiv mitarbeiten, neue Verhaltensweisen ausprobieren, alte Denk- und Verhaltensmuster in Frage stellen, neue Muster erarbeiten und ausprobieren sowie sich auch emotional auf die Behandlung einlassen. Es gibt viele (auch gut nachvollziehbare) Gründe, die eine aktive Mitarbeit schwierig machen: innere Ambivalenzen, Ängste, wenig Vertrauen in sich, eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung oder auch Resignation („Ich habe es so oft versucht, wieso soll es jetzt anders werden?“). Daher ist es wichtig, dass Sie die bei sich wahrgenommenen Hürden in der Therapie besprechen. 

N

Nachsorge:

Rehabilitation bedeutet immer eine Veränderung des Lebensstils. Die meisten Erkrankungen in unserer Zeit sind Erkrankungen, die dadurch entstehen, dass wir mit uns und mit anderen nicht gesundheitsförderlich umgehen. Um dies zu verändern, ist es notwendig, neue und hilfreiche Haltungen, Einstellungen und Muster zu entwickeln und diese einzuüben und zu wiederholen. Eine Rehabilitation stellt für eine solche förderliche Entwicklung dementsprechend nur den Anfangsimpuls dar. Vom Prinzip her gilt: „Die eigentliche Therapie fängt an, wenn die Reha endet.“ Dieser Satz soll ein wenig überzogen ausdrücken, dass die wirkliche Veränderung und der Hauptteil der therapeutischen Arbeit erst nach der Rehabilitation beginnen. Zur Unterstützung steht Ihnen eine breite Palette an Hilfsangeboten wie z. B. PsyRENA, Selbsthilfegruppen, Angehörigengruppen, Reha-Sport etc. zur Verfügung, die wir Ihnen hier im Haus in entsprechenden Vorträgen näher vorstellen

P

Patenamt

In der Gelderland-Klinik haben wir ein Patenamt eingeführt: Jeder neu angereiste Patient und Patientin bekommt aus ihrer Bezugsgruppe einen Paten, die/der den Einstieg in der Klinik unterstützen und fördern soll. Dies ist ein freiwilliger Patientendienst, der dem Paten selbst hilft, gestellte Ziele zu erreichen, z. B. in dem er lernt, auf einen fremden Menschen offen zuzugehen und diesen willkommen zu heißen.


Psychotherapie

Psychotherapie ist ein Sammelbegriff für alle therapeutischen Verfahren, die an dem Erleben, Verhalten und der Wahrnehmung von Menschen ansetzt, welche zielführend auf ein konkretes Ziel ausgerichtet ist und für die Patientin bzw. den Patienten nachvollziehbar und beeinflussbar ist. Die therapeutische Gemeinschaft in der Gelderland-Klinik unterstützt dabei die therapeutisch wirkenden Prozesse in der Begegnung untereinander. Viele Patient*innen berichten später, dass die Erfahrungen untereinander außerordentlich wertvoll gewesen seien, mitunter bedeutsamer als die Begegnung mit den Therapeut*innen. Psychotherapie findet somit nicht nur in den psychotherapeutischen Angeboten statt, sondern auch im Kontakt mit den Mitmenschen, in denen ich positive Erfahrungen mache und alte Denk- und Verhaltensmuster verändere.

R

Rehabilitation

Die inhaltliche Übersetzung von Rehabilitation bedeutet: Wiederherstellung von Teilhabefähigkeit. Das Sozialgesetzbuch, aber auch die UN-Menschenrechtscharta verstehen unter „Teilhabe“ die Fähigkeit des Einzelnen, ungeachtet individueller Einschränkungen möglichst umfänglich am gesellschaftlichen Leben Teil zu haben. Dieser „soziale Austausch“ ist für jeden Menschen von allergrößter Bedeutung, weiß man doch, dass hierbei erlebte Einschränkungen sich unmittelbar negativ auf die körperliche, geistige und soziale Gesundheit auswirken. Teilhabe bezieht sich auf unterschiedliche Bereiche: Teilhabe am Arbeitsleben, am kulturellen, religiösen Leben, am sozialen Austausch. Das Hauptaugenmerk einer Rehabilitationsklinik liegt auf der Wiederherstellung der Teilhabe am Arbeitsleben, soll aber auch die soziale Teilhabe nicht vernachlässigen. Dennoch zeigt sich, dass die Finanzierung des eigenen Lebens, die Bestätigung am Arbeitsplatz und die Strukturierung des Alltags durch eine berufliche und möglichst sinngebende Tätigkeit nicht unwesentlich zur Gesundheit beiträgt. Arbeitslosigkeit oder das Erleben von Arbeitsunfähigkeit dagegen geht häufig mit Selbstzweifeln, Wertlosigkeitserleben und somit mit einer Verschlechterung oder Chronifizierung seelischer Erkrankungen einher.Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, die Arbeits- und Leistungsfähigkeit eines Menschen zu steigern.

S

Schweigepflicht

Für alle Mitarbeiter*innen sowie Patienten*innen gilt die absolute Schweigepflicht. Das bedeutet, dass weder personenbezogene Daten noch Erfahrungen oder Wissen über andere Menschen in unserer Einrichtung nach außen getragen werden dürfen. Dies bedeutet für Patient*innen, dass Erfahrungen mit anderen Patient*innen und Wissen über sie, dass u. a. in Gruppensitzungen und innerhalb der größeren Gemeinschaft der Klinik erworben wird, diskret und behutsam zu handhaben ist. Alle Informationen müssen innerhalb der jeweiligen Gruppe bleiben. Die Einhaltung dieser Regel ist von besonderer Bedeutung für das Maß an Vertrauen und Sicherheit in der Therapie und somit auch ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Erreichung der Therapieziele und die Qualität der Behandlung.


Sozialarbeit in der Klinik

Eine wesentliche Aufgabe von Rehabilitation ist es, die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern oder aufrechtzuerhalten und psychosomatisches Leiden zu reduzieren. Aus diesem Grund steht ihre berufliche Situation für uns immer wieder im Fokus. Um dieser Aufgabe gut nachkommen zu können, haben unsere Sozialarbeiter*innen über den “Fragebogen Schule und Beruf” (FSB) bereits im Vorfeld der Rehabilitation umfängliche Informationen eingeholt. Während der Reha arbeiten wir gemeinsam mit Ihnen an diesen Bedingungen und Problemlagen, um berufliche Konflikte nach der Reha zu reduzieren oder aufzulösen. Hierfür steht Ihnen unser Team der Sozialarbeit zur Verfügung.


Sozialmedizin und sozialmedizinische Einschätzung

Hierbei handelt es sich um ein eigenes Fach in der Humanmedizin, welches sich mit den durch die gesellschaftlichen Bedingungen verbundenen Ursachen von Erkrankung, Beeinträchtigungen, Invalidität oder dem vorzeitigen Tod befasst. Auch in Bezug auf psychosomatische Erkrankungen gibt es diese Effekte: Menschen können z. B. durch verschiedene psychosomatische Erkrankungen erwerbsunfähig werden. Andersherum können widrige soziale oder arbeitsplatzbezogene Belastungen zu psychosomatischen Erkrankungen führen. Der Fokus der Sozialmedizin liegt somit auf den inneren und äußeren Bedingungen einer Person, welche das Leben in der Gesellschaft und die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit hemmen oder behindern mit dem Ziel, diese Bedingungen so zu verändern, dass Teilhabe wieder möglich ist. Jeder Entlassbericht stellt ein sozialmedizinisches Gutachten dar, das aufgrund seiner medizinischen Fachlichkeit die Grundlage juristischer Entscheidungen bei den Kostenträgern ist. Die sozialmedizinische Leistungseinschätzung wird durch das multiprofessionelle Team der Klinik (Therapeut*innen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, die ihre Eindrücke in Fachkonferenzen miteinander teilen) erstellt und mit der Patientin bzw. dem Patienten geteilt.


Sport und Physiotherapie in der Psychosomatik

Psychosomatische Erkrankungen gehen in vielen Fällen mit Selbstvernachlässigung einher und nicht selten mit einem ungünstigen Umgang mit dem eigenen Körper. Viele Betroffene haben sich zuhause zurückgezogen, sich kaum noch bewegt. Depressionen beispielsweise gehen häufig mit einem Verlust der Energie und des Antriebes einher, so dass sportliche Aktivitäten während der depressiven Entwicklung vielfach auf der Strecke geblieben sind. In der Gelderland-Klinik legen wir besonderen Wert auf regelmäßiges Training und einen aktiven und gesundheitsförderlichen Umgang mit dem Körper. Es ist nicht möglich, Menschen aus der Depression heraus zu holen, ohne eine hohe Aufmerksamkeit und viel Einsatz auf Sport und Bewegung zu lenken. Bereits 30 Minuten Bewegung (Ausdauersport) am Tag haben einen nachweisbaren antidepressiven Effekt, der vergleichbar mit der Einnahme eines leichten Antidepressivums ist! Das körperliche und seelische Wohlbefinden wird durch Sport und Bewegung viel leichter wiederhergestellt. Nach wenigen Wochen regelmäßigen körperlichen Trainings stellt sich ein positiver Gewöhnungseffekt ein, der Sie dabei unterstützt, regelmäßig weiter zu trainieren. Es geht darum, Sie für die Zeit nach der Rehabilitation so an regelmäßiges körperliches Training zu gewöhnen, dass es zu Hause leichtfällt, das Training fortzusetzen.

T

Therapieplanung

Die Therapieplanung vollbringt eine logistische Meisterleistung, indem sie bis zu 160 Rehabilitand*innen und ca. 80 Therapeut*innen bei rund 400 verschiedenen Anwendungen auf mehreren 1000 m² so verteilt, dass jeder zu jedem Zeitpunkt weiß, wohin sie oder er zu gehen hat und was dort stattfindet. Wir bitten dringend darum, dass Sie bei Einzelwünschen nur zu den Sprechzeiten in das Planungsbüro gehen, da dort hoch konzentriert gearbeitet wird und Unterbrechungen der Arbeit die Mitarbeitenden belasten. Veränderungen und Anpassungen Ihres Therapieplanes sind möglich, jedoch in Abstimmung mit Ihrer Bezugstherapeutin oder Ihrem Bezugstherapeuten.


Therapieziele

Ziele sind für eine therapeutische Behandlung unabdingbar, da sich an diesen das konkrete Vorgehen ausrichtet. Ziele sollten immer spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und auf einen konkreten Zeitraum bezogen sein. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Das Ziel „Ich möchte glücklicher werden.“ ist kein Ziel, das erreicht werden kann, weil es keinen der o.g. Aspekte berücksichtigt. Ein funktionales Ziel kann aber sein: „Ich möchte diese Woche dreimal spazieren gehen und einmal tanzen gehen, um wieder meine alten Hobbies auszuführen, weil ich damit mein depressives Muster des Rückzugs durchbreche.“ Warum ist die Formulierung der Ziele so wichtig? Im ersten Fall wird zwangsläufig Frustration und Enttäuschung entstehen, unter Umständen sogar Resignation und eine Selbstentwertung. Dies würde zu einer Verstärkung der Symptomatik führen, nicht aber zu einer Besserung.

V

Veränderungsambivalenz

Therapeutische und rehabilitative Genesungsprozesse gehen, wenn sie erfolgreich sein sollen, stets mit Veränderungen innerer Haltungen, Einstellungen und auch Veränderungen des Verhaltens einher. Wir wissen als Therapeutenteam, dass jede*r unserer Patient*innen diese Veränderungen gerne möchte. Wir wissen aber auch, dass jede*r unserer Patient*innen Veränderung zu einem mehr oder weniger großen Anteil nicht möchte. Wir wollen etwas und wollen es zugleich nicht oder wir wollen nicht das tun, was wir dafür tun müssten. Dies nennt man Ambivalenz. In den alten Gewohnheiten kennen wir uns gut aus, dort gibt es Sicherheit und auch Gemeinschaft mit all denjenigen, die ebenfalls an den alten Gewohnheiten festhalten. Wir wissen, dass diese Vorgänge während jeder Behandlung in unserem Hause stattfinden und sind als Therapeutenteam dazu bereit, Ihnen aus dieser Ambivalenz heraus zu helfen, mit Ihnen gemeinsam an Ihren eigentlichen Themen und Zielen zu arbeiten. Sie müssen uns nur damit beauftragen und mitunter die Mühe auf sich nehmen, die es braucht, um Veränderung und Entwicklung umzusetzen.


Verbindlichkeit

Wir legen in unserem therapeutischen Alltag großen Wert auf Verbindlichkeit auf beiden Seiten. Wir geben uns große Mühe, zu den Terminen mit Ihnen pünktlich zu erscheinen. Das wünschen wir uns auch von unseren Patient*innen. Das Einhalten von Regeln führt zu einer stärkeren Strukturierung des Alltags, was bei vielen unserer Patient*innen bereits ein erstes Ziel ist: Wieder Struktur entwickeln. Im Sinne Ihres Therapieprozesses bitten wir Sie, die auf dem Behandlungsplan stehenden Termine einzuhalten. Falls eine Teilnahme, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich sein sollte, kontaktieren Sie bitte die entsprechenden Mitarbeitenden. Auch wir teilen Ihnen mit, wenn wir Termine von unserer Seite aus nicht wahrnehmen können.


Verlängerung

In den meisten Fällen kann Ihre Reha-Behandlung um eine bis mehrere Wochen verlängert werden. Für diesen Fall sprechen Sie Ihre*n Bezugstherapeut*in an, die,/der mit Ihnen gemeinsam die Sinnhaftigkeit prüft und die Ziele für die ergänzten Wochen formuliert. Eine Verlängerung muss immer einen inhaltlichen Sinn ergeben. Häufig erleben wir Menschen, denen es guttut, sich nicht mit den häuslichen Belastungen auseinandersetzen zu müssen. Den daraus resultierenden Verlängerungswunsch können wir zwar nachvollziehen, jedoch würde eine Verlängerung dann lediglich die Auseinandersetzung mit den relevanten Themen vermeiden. Eine Verlängerung muss daher immer sorgfältig geprüft werden in Bezug auf den damit verbundenen Therapiefortschritt.

W

Waldtherapie / Waldbaden

Die Waldtherapie „Shinrin Yoku“ (übersetzt „Baden in der Waldluft“) ist in Japan bereits ein fester Baustein der Gesundheitsvorsorge und wird in der Gelderland-Klinik als Element der Naturheilkunde angeboten. Zahlreiche Studien konnten die positive Wirksamkeit des Waldbadens auf die Psyche, das Stressempfinden und das Immunsystem belegen. Eintauchen in die Natur bedeutet: mit allen Sinnen wahrnehmen, die Seele des Waldes spüren, sich selbst dadurch intensiver erleben, zur Ruhe finden, entspannen und wieder Kraft aufnehmen! In kleinen Gruppen werden Praxisübungen zur Achtsamkeit angeleitet.

Z

Zielerreichung

Menschen, die unter einer seelischen Erkrankung leiden, neigen oft dazu, schnell eine positive Veränderung erleben zu wollen. Das kann zu einer Verausgabung in der Therapie führen. Ein typischer Teufelskreis besteht darin, in der Behandlung „zu schnell zu viel“ erreichen zu wollen und sich (zu) viel vorzunehmen. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, führt das zu Enttäuschung und Frustrationen und verstärkt wieder die depressive Symptomatik („Jetzt habe ich selbst das nicht geschafft.“). Wichtig ist es daher, kleine Schritte zu planen, um die Chance zu maximieren, dass Sie Ihre Ziele auch erreichen können in Anbetracht der derzeitigen psychischen Verfassung. Ein guter Leitsatz kann sein „Das Gras wächst nicht schneller, wenn ich dran ziehe.“

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